Die ersten dokumentierten Studien darüber, wie wirkungsvoll der positive Einfluss eines liebevollen Umganges auf eine Gebärende sein kann, entstanden in den 1970er Jahren in einer Studie zur Bindungsforschung zwischen Mutter und Kind, die von dem Wissenschaftler Dr. Klaus und dem amerikanischen Kinderarzt Dr. Kennell initiiert wurde. Es wurde das Verhalten von Müttern untersucht, die im Vergleich zu anderen Müttern nicht gleich nach der Geburt von ihren Kindern getrennt wurden und man wollte herausfinden, was Mütter nach der Geburt in der ersten Stunde mit ihrem Kind machen. Dieser Untersuchung vorausgegangen waren Beobachtungen bei Ziegen, die ihre Lämmer nicht mehr säugten, wenn diese länger als 20 Minuten nach der Geburt von ihnen getrennt waren. Die Trennung von Mutter und Kind war in den 70er Jahren weltweit verbreitet und wurde damit begründet, dass sich die Mutter erst einmal von den Anstrengungen der Geburt erholen sollte. Welchen Effekt die Trennung zwischen Mutter und Kind bei Menschen hat, wollten die Wissenschaftler herausfinden. Die 19jährige Studentin Wendy nahm an diesen Untersuchungen teil und sollte 10 Frauen nach der Geburt beobachten und alles was sie sah notieren. Als ihre Aufzeichnungen ausgewertet wurden, fiel auf, dass sich ihre Ergebnisse sehr von denen der anderen Studentinnen unterschieden. Ihre Frauen hatten wesentlich leichtere und kürzere Geburten, weniger medizinische Interventionen, waren sehr zufrieden mit ihrem Geburtserlebnis und stillten ihre Babys nach der Geburt. Man sprach mit Wendy und fragte sie, was sie gemacht habe. Wendy erzählte, dass sie sich in den Kreißsaal zu den wehenden Frauen geschlichen habe, weil sie ihnen nah sein wollte, um sie ein wenig zu unterstützen. Es war ihr ein inneres Bedürfnis und sie konnte die Frauen nicht alleine lassen. Sie streichelte das Haar der Gebärenden, hielt ihre Hand und sagte ihr ein paar nette Worte. Mehr nicht.
Eine dem Wissenschaftlerteam angehörende Ethnologin fand einige Zeit später einen „Namen bzw. Bezeichnung“ dafür, was Wendy tat. Sie entdeckte das griechische Wort „douleia“ – was „der Frau dienen“ bedeutet und bezeichnete Wendy als „Doula“.
Die Doktoren Klaus und Kennell führten aufgrund der Ergebnisse von Wendy erste Studien zum Effekt der Doula -Geburtsbegleitung durch.
Im Jahr 1998 formte Dr. Kennell dann auf Grund seiner Jahrelangen Beobachtung von Müttern seinen seither vielmals zitierten Satz: „Wenn eine Doula ein im Krankenhaus jederzeit verabreichbares Medikament darstellen würde, wäre es unethisch dieses unter der Geburt nicht zu benutzen!“. Die weiteren Studien belegen diese Aussage mit Zahlen. es gibt kein Gerät und keine medizinische Neuerung, welches so signifikant zu einem interventionsfreien, natürlichen und ofmals positiver erlebten Geburtserlebnis führt.
Aktuelle Studien zur kontinuierlichen Geburtsbegleitung
Im Rahmen von 23 Studien zur „Kontinuierliche Unterstützung für Frauen während der Geburt“ wurden von der angesehenen Cochrane Collaboration die Erfahrungen von insgesamt 15.288 Frauen ausgewertet. Diese internationale Organisation vergleicht und verifiziert hoch – qualitativen Studien in vielen Bereichen der Gesundheitsvorsorge und Medizin und entwirft und hält aktuelle, strenge systematische Reviews über deren Ergebnisse fest. Die dargestellten Daten entsprechen dem letzten Review von 2012.
Verglichen mit Frauen ohne kontinuierliche Betreuung, liefen jene, die kontinuierliche Unterstützung von einer außenstehenden Person hatten, bedeutend weniger Risiko, einen Kaiserschnitt zu haben oder andere Interventionen und Unzufriedenheit zu erleiden. Eine bedeutende Erkenntnis der Studien ist, dass das Beziehungsverhältnis zwischen der Person, die die Betreuung anbietet und der Gebärenden einen großen Einfluss auf die Auswirkung dieser Betreuung zu haben scheint. Die Auswirkungen waren größer, wenn die Person keine Klinikangestellte war, sondern eine Außenstehende, die ausdrücklich für die „Eins-zu-Eins“-Betreuung zuständig war, jedoch ein intensives Vertrauensverhältnis bestand.
Diese Frauen mit einer kontinuierlichen Unterstützung während der Geburt hatten:
50 % weniger Risiko per Kaiserschnitt zu gebären
41 % weniger Risiko für den Einsatz einer Saugglocke oder Zange
39 % weniger Verabreichung wehenfördernder Mittel
28 % weniger Bedarf an irgendeinem Schmerzmittel oder Anästhesie (die Nachfrage nach einer PDA sank sogar um 60 %)
25 % kürzere Geburtsdauer
33 % weniger Risiko unzufrieden zu sein oder ihre Geburtserfahrung negativ zu beurteilen und
die Neugeboren hatten deutlich seltener geringe APGAR-Werte nach fünf Minuten
Die Untersuchungen ergaben, dass:
sich Eltern sicherer und betreuter fühlen
sich Eltern erfolgreicher an ihre neue Familiendynamik anpassen
wesentlich mehr Babys voll gestillt werden
Eltern mehr Selbstvertrauen im Umgang mit dem Baby haben
Frauen signifikant seltener an Wochenbettdepressionen litten
Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass alle Frauen Unterstützung während der gesamten Wehentätigkeit und Geburt haben sollten. Entscheidend sei dabei auch, dass die kontinuierliche Betreuung bereits in den ersten Stunden der Wehen beginnt. Dies wird unter anderem bereits seit Jahrzehnten von der WHO gefordert und babyfreundlich zertifizierte Kliniken (www.babyfreundlich.org) setzen diese Forderungen auch teilweise um.
Im Mai 2015 hat die WHO mit ihrer neusten Publikation gefordert, dass jede Gebärende die Unterstützung gestellt bekommen muss, die SIE sich für ihre Geburt wünscht. In einigen Ländern ist die Doula fest in die Geburtshilfe integriert. Selbst in Amerika haben nun einige Staaten angefangen das Recht auf eine selbstbestimmte Geburt, wie auch eine Begleitung durch eine Doula in die Verfassung mit aufzunehmen.
(Quelle: “Continuous support for women during childbirth”; Hodnett ED, Gates S, Hofmeyr GJ, Sakala C; The Cochrane Collaboration and published in TheCochrane Library 2012, Issue 10)
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